Wie „Clean Beauty“ mit Angst Marketing betreibt und warum das funktioniert
Wie „Clean Beauty“ mit Angst Marketing betreibt und warum das funktioniert
In den letzten Jahren hat sich der Begriff Clean Beauty zu einem regelrechten Trend in der Kosmetikbranche entwickelt. Marken werben damit, „sauber“, „natürlich“ oder „frei von Chemikalien“ zu sein. Doch hinter diesem harmlos klingenden Konzept steckt oft eine durchdachte Marketingstrategie, die auf einem simplen Prinzip basiert: Vertrauen in herkömmliche Produkte zerstören, um eigene Produkte als bessere Alternative zu verkaufen.
Hier zeigen wir, wie das funktioniert:
🧪 1. Angst als Verkaufsstrategie (Fear-based Marketing)
Clean-Beauty-Marken stellen konventionelle Kosmetik oft als „giftig“, „schädlich“ oder „chemisch belastet“ dar.
Beispiel: Parabene werden häufig mit Krebs in Verbindung gebracht, obwohl sie in minimalen Mengen verwendet werden und von Behörden wie der EU, FDA oder BfR als sicher gelten.
Wirkung: Verbraucher*innen beginnen, gängige Inhaltsstoffe zu fürchten und suchen Schutz bei „cleanen“ Produkten.
🍃 2. Natürlich = besser? (Der Naturalitäts Fehlschluss)
Es wird suggeriert, dass natürliche Inhaltsstoffe grundsätzlich besser und sicherer seien als synthetische.
Beispiel: Produkte mit dem Label „100 % natürlich“ wirken automatisch hochwertiger obwohl Naturstoffe wie ätherische Öle oft Allergien auslösen können.
Wirkung: Verbraucher*innen vertrauen natürlichen Substanzen mehr, auch ohne wissenschaftliche Beweise.
🚫 3. „Frei von …“ auch wenn’s irrelevant ist
Die berühmten Labels „ohne Silikone“, „ohne Sulfate“, „ohne Parabene“ sollen Sicherheit vermitteln.
Beispiel: Ein Gesichtsöl „ohne Sulfate“ obwohl Sulfate nur in Waschprodukten vorkommen würden.
Wirkung: Die genannten Stoffe wirken gefährlich, selbst wenn sie gar nicht im Zusammenhang stehen.
📱 4. Emotionen statt Evidenz mit Influencern und Storytelling
Marken und Influencer erzählen emotionale Geschichten über Hautprobleme und die „Rettung“ durch Clean Beauty.
Beispiel: „Meine Haut war erst besser, als ich keine Parabene mehr benutzt habe.“
Wirkung: Persönliche Erfahrungen wirken überzeugend auch wenn sie keine wissenschaftliche Grundlage haben.
🧴 5. Das saubere Design Optik verkauft mit
Clean-Beauty-Produkte setzen auf minimalistische, elegante Verpackungen, helle Farben und beruhigende Worte wie „pure“ oder „calm“.
Wirkung: Das Design vermittelt Reinheit und Sicherheit oft stärker als die Inhaltsstoffe selbst.
Fazit: Mehr Marketing als Wissenschaft
Clean Beauty nutzt gezielt Unsicherheiten, Emotionen und Desinformation, um sich vom Mainstream abzuheben. Die Produkte sind nicht automatisch besser oder sicherer aber sie fühlen sich oft so an. Und genau das macht die Strategie so erfolgreich.
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